Inselausflug

Die Crew der Zora hat es geschafft ein Mietauto zu ergattern. Ja, das ist tatsächlich eine Leistung, denn in der Karibik ist Hochbetrieb, alle Marinas voll, die Autos vergeben und selbst die Ankerplätze manchmal knapp. Eine Unzahl Telefonate, vom Skipper in gepflegtem Französisch geführt, bringen kein Ergebnis. Erst der Ausflug ins Internet lässt uns fündig werden: Bei einer lokalen Agency am Flughafen gibt es tatsächlich noch einen kleinen Toyota, den wir für einen Tag bekommen. Also auf zum Airport! Das geht in der Tat mit dem Bus, aber in der Marina weiß keiner wo und wann der fährt, denn wer fährt schon mit dem Bus: Die Crew einer Swan aus Oslo sitzt vor der Capitainerie mit ihrem Gepäck und wartet offensichtlich auf ein Taxi, während wir losstiefeln um das öffentliche Verkehrsmittel zu suchen… und sogar finden! Darauf sind wir einigermaßen stolz. Aber die Leute hier sind freundlich und hilfsbereit, besonders wenn man sich mit ihnen auf Französisch unterhält.

Die Busfahrt für ganze 1,20 Euro dauert ein Weilchen, denn jede mögliche Schleife auf dem Weg zum Airport wird ausgefahren. Gesa ist ganz nervös und glaubt wir hätten die Haltestelle vielleicht gar verpasst. Aber nein: Pünktlich um 10:00 hält der Bus vor dem Terminal, das riesengroß und ziemlich verlassen ist. Wenig später haben wir auch unseren Autoschlüssel und werden zu unserem Autochen hingefahren, das sauber und wenig gefahren auf uns wartet.

Wir entscheiden uns für eine Runde um den westlichen Teil von Guadeloupe, genannt Basse-Terre. Dieser Teil ist gebirgig und man soll im großen Nationalpark in den Bergen sehr schön wandern können. Der östliche Teil von Guadeloupe ist eher flach und landwirtschaftlich genutzt. Zwischen Basse-Terre im Westen und Gros-Terre im Osten verläuft die Rivière Salé, die im Prinzip befahrbar ist mit bis zu 1,8m Tiefgang. Da wollten wir eigentlich hindurch um dann weiter nach Antigua zu segeln. Die Passage ist ein bisschen kompliziert, aber im Detail im Standardführer von Patuelli gut beschrieben. Leider haben wir allerdings in der Marina erfahren, dass die zwei Brücken seit drei Jahren kaputt sind und nicht mehr öffnen. Wann sie repariert sein werden weiß niemand… Guadeloupe gehört zwar zu Frankreich, liegt aber doch näher an Südamerika als an Europa!

Mit dem Auto überqueren wir vom Flughafen kommend die Rivière Salé und können sehen, dass der Weg durch die Mangroven sicher sehr reizvoll gewesen wäre… Die Fahrt geht weiter vorbei an einer Unzahl von Einkaufszentren und Autohäusern ehe die Straße in Richtung Inselinneres abknickt. Überhaupt finden wir die Anzahl von Autos auf diesen Inseln verblüffend! Rasch bleibt jetzt dieser Teil der Zivilisation hinter uns und es geht in den Nationalpark mit atemberaubend schöner tropischer Vegetation. Wo immer es abseits der Straße etwas zu sehen gibt stehen viele kleine weiße Autos am Straßenrand (In der Karibik scheinen alle Mietautos klein und weiß zu sein) Ab und zu ist auch ein Reisebus zu finden von einem der Cruiseliner, die in Point à Pitre im Hafen liegen.

Unser erster Stopp gilt dem Wasserfall Cascade aux Ecrevisses, zu dem man auf einem gepflasterten Weg flaniert. Am Wasserfall ist es voll, aber nur einige Meter weiter am Fluss endet der Touristenstrom und man glaubt sich allein in einer tropischen Idylle.

An der Cascade des Ecrevisses, Rivière Bras David

Etwas weiter die Route de la Traversée entlang stoßen wir auf die Maison de la Forêt, von wo wir durch den tropischen Wald wandern. Es sieht aus wie die Kulisse zu  Djungle Book: Baumriesen bewachsen mit Lianen und allerlei anderen Schlingpflanzen. Der Weg führt über ein Netz von Wurzelwerk im Halbdunkel durch das nur an wenigen Stellen die Sonne blinzelt. Am allerhöchsten Punkt hat einer der Stürme ein Guckloch in den Wald geschlagen, so dass wir die umliegenden Berge erahnen können.

Kulisse zu Djungle Book auf Guadeloupe

Weiter geht es auf die Leeseite der Insel, wo wir bei einer kleinen Strandbar köstliche Bokits zu Mittag speisen. Das sind Sandwiches mit Hühnchen oder Fisch, das Brötchen aus besonderem Teig in der Fritteuse zubereitet. Das Baden im Meer wird aufgrund der gefüllten Mägen verschoben und wir rollen weiter auf der Küstenstraße entlang in Richtung Vieux Fort an der Südspitze der Insel. Hier im Osten der Insel ist wenig Tourismus, die Orte klein und wenig spektakulär.

Am späten Nachmittag erreichen wir Vieux Fort, wo sich wieder der Atlantik bemerkbar macht. Vom kräftigen Passat und dem mächtigen Schwell hatten wir hinter der Insel nichts mitbekommen. Hier hat man auch einen wunderschönen Blick auf die Isles des Saintes, von denen wir vor wenigen Tagen hierher gekommen sind.

Blick auf die Isles des Saintes

Vor der Rückfahrt nach Point à Pitre entdecken wir noch ein tolle Badestelle mit feinem Sand, einer grünen Wiese zum Liegen unter hohen Palmen und köstlichem Sorbet aus Cocosmilch, das in einer handbetriebenen Maschine mit Eiswürfeln als Kühlmittel auf Wunsch hergestellt wird.

Der Tag endet mit dem Großeinkauf im Carrefour in Point-à-Pitre. Denn auch dafür ist das kleine Mietauto ideal: Es fährt große Mengen an Trink- und Essbarem direkt bis an den Steg der Marina. Wir nutzen die günstige Gelegenheit und bunkern in großem Stil, denn die Einkaufsmöglichkeiten auf den französischen Inseln sind deutlich besser als anderswo.

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