Tolle Junge Leute

Im Film “Das Boot” gibt es fast am Ende eine besonders eindrucksvolle Szene: Das Boot liegt schon seit Stunden in über 250m Tiefe auf Grund und ist schwer beschädigt. Sauerstoff und Strom gehen zu Neige. Es ist eiskalt und von überall tropft das Wasser. Bis auf wenige liegen die Mannschaften in den Kojen und atmen durch Kali-Patronen. Die Lage erscheint aussichtslos und die meisten haben wohl mit ihrem Schicksal abgeschlossen. Da kommt der Leitende Ingenieur auf die Brücke und berichtet dem Kommandanten, dass die Maschine repariert und alle Lecks gestoppt sind. Der Kommandant murmelt nur: “Gute Leute muss man haben!”

Zurück in die Realität und auf das Vorschiff der Zora einige Meilen vor Madeira: In vollständiger Dunkelheit sind wir aus dem Windschatten der Insel gekommen und in der Beschleunigungszone ist der fast 50m2 große Klüver aus der Rollanlage geflogen. Keiner von uns kann einschätzen, wie stark der Wind gerade ist, aber das Heulen im Rigg ist eindrucksvoll. Juri und der Skipper versuchen das wild schlagende Groß zu bändigen, ein Reff einzuziehen und das Stagsegel zu setzen. Ölzeug haben wir nicht an. Dafür ware keine Zeit. Immerhin sind wir gut gesichert mit Sicherheitswesten und Lifelines. Trotzdem, harte Arbeit!

Da juchzt Juri auf: Vorschiff ist soooo geil! Der Skipper kann das gerade nicht ganz nachvollziehen. Aber so sind die jungen Leute: Einfach toll. Eine kleine Herausforderung und schon wachsen sie über sich hinaus.

Wenige Tage später auf Teneriffa lernen wir Kees van Zon und Erwin Rekers kennen, beide um die 22 Jahre alt. Sie haben sich günstig ein heruntergekommenes 44 Fuß Schiff gekauft und in zwei Jahren von Grund auf saniert. Dabei haben sie alles selber gemacht. Nun sind sie unterwegs und hoffen, dass sie mit ihren Ersparnissen um die Welt kommen. Sollte das Geld ausgehen, wollen sie ihre praktischen Erfahrungen anderen anbieten und so ein wenig Geld verdienen. Der Skipper findet das toll und gibt ihnen gleich ein paar Sachen auf der Zora zu tun. Die billigen, einfachen Lösungen, die sie für das eine oder andere Problem finden, beeindrucken.

Der Skipper hat das Glück immer mal wieder mit diesen jungen Leuten zu segeln. Sie sind ehrgeizig, witzig, stark, ausdauernd und vieles andere mehr. Man kann sich ruhig in die Koje legen und ihnen das Schiff überlassen. Nur weniges kann der Skipper selber vielleicht noch besser – z. B. Kochen bei viel Welle. Aber auch dieser Vorsprung schwindet.

Tja, Gute Leute muss man eben haben!

(P. S. Die Reise von Kees und Erwin kann man hier verfolgen.

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