//WL2K Solent

Am Montag den 18. Juni verlassen wir Dartmouth. Wieder stehen wir früh auf. Mit Hilfe der Tide wollen wir die 80 Meilen quer über die Lyme Bay bis zum Solent in einem Tag bewältigen. Der Wetterbericht verspricht Westwind, der am Nachmittag auf SW drehen und zunehmen soll. Die Planung sieht vor, dass wir gegen 2100 den Needles Channel am Westeingang des Solent erreichen, wo um diese Zeit der Flutstrom einsetzt. Mit diesem und dem restlichen Tageslicht wollen wir dann bis Yarmouth auf der Isle of Wight. Angesicht des versprochenen Windes sollte das gut zu schaffen sein und die Sorge ist eher zu früh als zu spät anzukommen. Denn zu früh zu kommen bedeutet Wind-gegen-Strom im Needles Channel. Und das soll sehr, sehr ungemütlich sein. Auf halbem Weg über die Lyme Bay passieren wir Portland Bill im Abstand von 10 Seemeilen. Südlich dieser Landzunge befindet sich das berüchtigte “Portland Race”, das schon große Schiffe geschluckt haben soll. Die Halbinsel scheint wie ein massiver Dreiecksplotz aus dem Dunst. Vom Rest der Englischen Küste ist nichts zu sehen. Und es wird zunehmend dunstiger. Der versprochene SW Wind am Nachmittag bringt dann waschechten feuchtkalten Nebel. Mit viel Speed geht es in die Suppe und auf den Solent zu. Da gibt es nicht viel zu überlegen: Bei so schlechter Sicht wollen wir auf keinen Fall in den engen Needles Channel einlaufen, Noch dazu würden wir die berühmten Felsen, die Needles, ja gar nicht sehen. Eine bequeme Alternative hat der Skipper bereits vor Antritt der Fahrt identifizert: Studland Bay. Hier, direkt südlich der Einfahrt zum großen Hafen Poole, können wir bei den herrschenden W-lichen Winden sicher vor Anker gehen und darauf warten, dass der Nebel sich auflöst. Studland erreichen wir dann noch bei Helligkeit und unter Land ist der Nebel weniger dicht, so dass wir die vielen anderen Ankerlieger hier gut sehen können. Und wir sehen natürlich die beiden markanten Felsnadeln, “Old Harry” und “Old Harry´s Wife” am Westende der Bucht. Darüber welche der Nadeln nun der alte Harry und welche seine Angetraute ist, entbrennt an Bord eine Diskussion, denn die Seekarte ist in dieser Hinsicht nicht eindeutig. Dieses Problem kann zwar nicht eindeutig gelöst werden, verliert aber rasch seine Bedeutung, denn unter Deck, wo es warm und gemütlich ist, werden die Doppelkopfkarten herausgeholt und eine Runde gespielt. Die Nacht ist ruhig und am nächste Morgen ist der Nebel weg. Nach gutem, späten Frühstück geht es dann mit der Tide durch den “North Channel” in den Solent. Eine ganze Flotte regattierender Yachten kommt uns bei “Hurst Castle” entgegen. Der Solent macht seinem Namen als Weltzentrum des Segelsports alle Ehre. Aber auch in Bezug auf Tiden und Strom lässt er sich nicht lumpen. An der Gabelung von North Channel und Needles Channel brodelt und blubbert die Strömung, obwohl das Wetter sehr ruhig ist. Wie mag es hier wohl bei starkem Südwest aussehen? Wir nehmen das als willkommene Bestätigung der Entscheidung vom Vortag, nicht bei schlechter Sicht und starkem Wind hier einzulaufen. Auf dem Solent haben wir dann spiegelglattes Wasser, achterlichen Wind und 3 Knoten mitlaufenden Strom. Blitzschnell sind wir so vor der Einfahrt nach Cowes. Im “Cowes Yacht Haven”, gekommen wir einen bequemen Platz auf der Innenseite des Außenschlengels. Am Nachmittag erkunden wir dann Cowes und kochen ein köstliches Essen. Am Abend laden wir Holger und Michael zu Gin&Tonic. Die beiden sind mit Michaels winziger Maxi 77 unterwegs, die er von Hamburg bis hierher gesegelt hat. Sie haben beide in Cowes vor einem Jahr den RYA Yachtmaster Offshore bestanden und wollen ihre Kenntnisse ohne Prüfungsstress ausprobieren. Begeistert berichten sie von der Qualität der Englischen Ausbildung und von ihren weiteren Plänen. So wird es sehr spät. Aber den nächste Tag wird ein Lay-Day. Da darf der Abend auch einmal länger dauern.

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