//WL2K Farewell Britannia

Am Tag der Sommersonnenwende verläßt Zora gegen 21:00 Uhr das schöne Cowes um an der Englischen Küste entlang nach Osten zu segeln. Den Tag hat die Crew für eine Fahrradtour genutzt quer über die Isle of White bis nach Sandown auf der Südseite der Insel. Vor dem Ablegen gibt es ein gutes Essen. Dann werfen wir die Leinen los und motoren durch den River Medina hinaus auf den Solent. Mit einem leichten West im Rücken und mitlaufender Tide geht es unter der Küste der Isle of White entlang zum No-Man´s Land Fort. Langsam wird es dunkel. Als wir am Fort vorbeisegeln ist es dunkel und von der kreisrunden Festung am Eingang zum Solent sehen wir nur die beleuchteten Fenster und das im Gleichtakt blinkende rote Feuer. Hier queren wir die Tankerrinne und laufen auf den Englischen Kanal hinaus.
Für die Nacht hat der Wetterbericht auffrischenden Wind und einen Dreher nach Nord angekündigt. Der kommt um 0300 in der Frühe querab des Rampion Offshore Windparks. Zwischenzeitlich sind zwei Reffs im Groß notwendig. Gegen Morgen geht der Wind wieder etwas zurück und ein Reff kommt wieder raus. So geht es zügig an der Englischen Südküste entlang. Vom hohen weißen Headland “Beachy Head” verläuft der Kurs außen an der Platform “Royal Sovereign” vorbei in Richtung Dungeness, wo das große Kernkraftwerk schon von Weitem zu erkennen ist. Am Vormittag dreht der Strom und es geht gegenan. Gleichzeitig schläft der Wind ein und schließlich treiben wir mit Fahrt voraus rückwärts über Grund. Damit es in Dover nicht allzu spät wird, muß die Maschine mithelfen. Mit 5 Knoten durchs Wasser und 2 Knoten über Grund fahren wir an Dungeness vorbei.
Inzwischen ist wieder Wind da, aber diesmal aus NE, direkt auf die Nase. Querab segelt die Prinsess Mia aus den Niederlanden. Auch wir setzen wieder Segel und lassen uns auf ein “Tacking Duell” mit der Mia ein. Der Wind frischt weiter auf und beschert uns an diesem Abend eine sportliche kleine Zielkreuz bis Dover. Die Sonne scheint, der Wind weht und das Wasser ist glatt: Vollendeter Segelgenuss. Die Crew optimiert die Wenden und nach drei Schlägen liegt die Mia weit achteraus, denn sie hat ordentlich eingerefft, während wir noch mit voller Besegelung gegenan rauschen. Um 2100 sind wir vor dem Hafen. Hier kann man nicht einfach nach Lust und Laune einlaufen, denn Dover ist der verkehrsreichste Hafen Großbritanniens. Hier laufen im Minutentakt Fähren und Frachter ein und aus. Ordnungsgemäß melden wir uns bei Dover Port Control an. Wir müssen auf eine auslaufenden Bagger warten und bekommen dann die Erlaubnis einzulaufen. Wenig später sind wir im Granville Dock in der Dover Marina fest.
Tyll hat aus Hamburg erfahren, dass seine Masterarbeit sehr gut bewertet worden ist. Das wollen wir eigentlich in einem gemütlichen Pub feiern und dabei auch die hungrigen Mägen stillen. Nach einem Spaziergang an der schönen neuen Strandpromenade finden wir ein geeignetes Pub. Dort gibt es aber nichts mehr zu essen und auch der Verzweiflungsanruf bei Domino´s Pizza führt zu keinem essbaren Ergebnis: “We do not take any orders as we are closing in 10 minutes”. Also zurück zum Schiff und aus den Vorräten etwas gezaubert: Frühe Sperrstunden befördern die Phantasie!
Der nächste Morgen bringt strahlenden Sonnenschein und klare, kühle Luft. Britannien will uns den Abschied schwer machen: Der Vormittag vergeht mit Einkaufen, Putzen und allerlei Arbeiten am Schiff: Der Skipper geht in den Mast und macht einen Riggcheck. Dort oben ist alles bestens. Das neue Backbord Unterwant wird noch etwas nachgezogen, nachdem es bei der letzten Kreuz in Lee geschlackert hatte. Am Nachmittag wandern wir bei strahlendem Sonnenschein hinauf zum Leuchtturm “South Foreland” hoch über den weissen Klippen von Dover. Von dort oben haben wir einen atemberaubenden Ausblick auf den Kanal. Im Süden ist das Französische Festland zu sehen. Im Westen haben wir eine weiten Blick über Dover mit seiner großen Burg und dem geschäftigen Hafen. Im Osten öffnet sich der Kanal zur Nordsee. Dorthin wollen wir am folgenden Tag. Denn es geht dann zur letzten Etappe in Richtung Hamburg.

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