//WL2K Sunny Scilly

Am frühen Morgen des 10. Juni geht Zora in “The Cove” im Süden der Insel St. Agnes vor Anker. St. Agnes gehört zu den Isles of Scilly, die etwa 35 Meilen vor Lands End im Atlantik liegen. Nach einer teilweise nebligen Nachtpassage von Brest, scheint die Sonne durch den Morgendunst und läßt grüne Hügel und graue Felsen im hellen Licht leuchten. Skipper und Crew sind trotz der teilweise durchwachten Nacht vom traumhaften Anblick und guten Wetter motiviert und wollen nach dem Frühstück gleich an Land. Dinghi und Außenborder kommen aus der Backskiste, wo sie seit Samaná sicher verstaut sind. Nachdem alles zusammengesteckt, aufgepustet und ausgerüstet ist, bringt das kleine Schlauchboot, abgeladen bis an die Grenze seiner Tragfähigkeit, alle vier Herren trockenen Fußes an Land. Das türkisblaue Wasser weckt Erinnerungen an die Tropen, aber die Temperatur ist nordisch. Wer jetzt noch nicht wach ist, wird es spätestens, nachdem er an den strahlendweißen Sandstrand gewatet ist. Der Weg führt um die Insel herum zwischen Hecken und unter Bäumen hindurch. Die Vögel singen und überall am Wegrand blühen die Blumen. Die riesigen Blüten der Yuccapalmen verströmen einen betörenden Duft. Von den Hügeln schweift der Blick über ein Labyrinth aus Felsen und Inseln. Ganz im Westen streckt der westlichste Leuchtturm in der Kanalansteuerung, Bishop´s Rock, seine hohe Silhouette in den Himmel. Die pure Schönheit dieser Inselwelt betört. Auf der Westseite von St. Agnes bei der Torytown Farm gibt es dann zum ästhetischen Genuss den passenden leiblichen dazu: Eiscreme, hergestellt mit der Milch der glücklichsten Inselkühe auf dem Planeten. Jörg begeistert, bestellt gleich einen ganzen Container nimmt und läßt ihn in Windeseile verschwinden. Die Anderen benügen sich mit Kugeln in Waffeln. Der weitere Rundgang führt vorbei am Coast Guard Café, wo es Snacks mit Blick über die Insel und den Atlantik gibt. Diskussionen entbrennen, ob man das Café besuchen, Essen kochen, das lokale Pub besuchen und/oder Schwimmen gehen soll. Nach einiger Diskussion und der bestürzenden Erkenntnis, dass die Zeit nicht für alles ausreicht, einigen wir uns auf Schwimmen, Essen und Pub in dieser Reihenfolge. Das Schwimmen im klaren kalten Wasser fällt je nach Konstitution und Ausrüstung länger oder kürzer aus. Jörg mit Neoprenanzug hält am längsten durch ud schrubbt sogar den Rumpf, der bereits wieder anfängt Algen anzusetzen. Dann zaubert Markus eine köstliche Bolognese und im Anschluß sitzen wir mit kurzen Hemden im Turks Head und trinken Turks Ale. Der Abend wird dann aber nicht sehr lange, denn die Müdigkeit nach der durchsegelten Nacht fordert schließlich ihren Tribut. Am nächsten Morgen ist das Wetter immer noch sonnig. Allerdings hat ein kräftiger Nordwind eingesetzt. Der Skipper meint, dass die Bucht auf St. Agnes eventuell bei Hochwasser ungemütlich werden könnte, denn der nach Norden schützende Strand wird dann überspült. Deshalb verholen wir in den nahegelegenen Porth Cressa auf der Insel St. Mary´s. Diese Bucht ist der ideale Ankerplatz bei nördlichen Winden und entsprechend ist es dort auch schon deutlich voller als auf St. Agnes. Selbst am frühen Morgen ist es nicht einfach einen geeigneten und sicheren Ankerplatz zu finden. Nach drei Anläufen gelingt aber auch dies und es kann in Ruhe gefrühstückt werden. Leider hat sich Tyll einen Infekt mit Kopfweh und Übelkeit eingefangen und bleibt deshalb an Bord, während der Rest an Land Fahrräder für eine Inseltour mietet. Auf wenig befahrenen Straßen, Schotterwegen und Trampelpfaden umrunden wir die Insel, genießen die Ausblicke, mache unzählige Fotos und landen schließlich im Café Carvean und vertilgen Cornischen Cream Tea mit Scones und Clotted Cream. Der Besuch des Weinguts im Holy Vale muss dann allerdings ohne Weinprobe stattfinden, denn aller Wein dort ist ausgetrunken und im Jahr 2017 gab´s keinen neuen. Offensichtlich ist es auf den Isles of Scilly nicht immer sonnig und warm! Am folgenden Morgen ist es zwar immer noch sonnig, aber der Wetterbericht läßt erkennen, dass ein kräftiges Tief mit viel Wind aus Westen naht. Unter solchen Bedingungen kann man auf den Isles of Scilly nicht bequem und sicher liegen. Schwerer Schwell läuft dann zwischen die Inseln und macht die Ankerplätze “untenable”, wie es die Engländer ausdrücken. Dieser Dienstag sollte aber noch sicher sein. Zora bleibt an ihrem sicheren ruhigen Ankerplatz und die vollständige Crew inklusive Tyll nimmt eine der Fähren hinüber zur Insel Tresco. Die Zeit bis zur Rückfahrt am Nachmittag reicht für eine gemütliche Inselrunde mit Kaffee im Ruin Beach Café. Schade, dass Wetter und Zeit nicht noch einen Abstecher mit Boot in den “New Grimsby Sound” zwischen Tresco und Bryher erlauben, denn das sieht sehr verlockend aus. Etwas wehmütig machen wir uns mit der Fähre wieder auf den Rückweg und dann sogar rechtzeitig wieder am Porth Cressa um die Dusche im Keller der Tourist Information zu nutzen und mit Blick auf die Bucht Fish´n Chips zu verspeisen. Der Abend ist bereits gebucht für die nächste Runde Doppelkopf! Diesmal, anders als am Tag zuvor, mit Punktezählung, nachdem langsam Konsens über die anzuwendenden Regeln hergestellt werden konnte. Am folgenden Morgen soll´s früh in Richtung Land´s End und Falmouth gehen, wo Zora auch bei starkem Westwind sicher liegen kann.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *