//WL2K Atlantic Sailing

Der Skipper ist ab 0700 auf Wache. Nach dem ruppigen Tag gestern mit echtem Norwegenfeeling geht heute die Sonne über einem türkisblauen Atlantik auf. Der Wind hat abgenommen und etwas südlich gedreht, so dass wir ein Reff ausschütten können und direkt Kurs nach Bermuda anliegen. Das beflügelt und motiviert. Da auf Wache nicht viel zu tun ist, macht sich der Skipper ans Brotbacken. Die letzten Brötchen aus Samana schimmern leider schon bläulich durch die Plastiktüte und werden Neptun geschenkt. Der Brotduft aus dem Backofen holt die Crew aus den Kojen und wir sitzen im Sonnenschein im Cockpit, eine kurze Reminiszenz an die Karibik, die wir noch einmal sehr genießen. Wir haben bereits gemerkt: Atlantik ist nicht Karibik! Denn bereits gegen Mittag ziehen Wolken auf. Da wir am Morgen ein Grib-File über Kurzwelle geholt haben, wissen wir was uns erwartet: Eine weitere Front mit Starkwind aus NE. Diesmal rollen wir erst einmal den Klüver ein Stück ein. Wenig später, der Skipper liegt unter Deck und döst in seiner Koje, gibt es einen scharfen Knall. Wir können zuerst nichts entdecken. Aber dann fällt uns auf, dass die Reffleine der Rollanlage gerbrochen ist: Der Klüver hat sich einfach wieder ausgerollt. Der Skipper kennt schon, was jetzt leider folgen muss: Bäuchlings auf dem Bugspriet liegend muss das Problem behoben werden. Dabei bekommt man alle 30 s ein Gratis Vollbad, das aufgrund der Position auch mit Ölzeug alle Körperteile erreicht. In diesem Fall können wir nur eine provisorische Sorgleine anknoten, damit wir den Klüver bei Bedarf bergen können. Diese Chance bietet sich ein paar Stunden später als der Wind noch mal eine Schippe drauflegt. Aber irgendwie ist heute der Wurm drin: Beim Aufrollen kommt die Klüverschot trotz Achtknoten an Backbord frei und geht mit der Steuerbordschot eine innige Verbindung ein, die in einem riesigen hoch über unseren Köpfen zwischen den beiden Vorstagen hängt. Das können wir bei den aktuellen Bedingungen erst einmal nicht in Ordnung bringen. Müssen wir auch nicht, da wir den Klüver aktuell auch gar nicht brauchen. Mit zwei Reffs im Groß und dem Stagsegel fährt das Schiff erstaunlich ruhig. Unter Deck könnte man meinen man liege im Hafen. Die Crew genießt diese Ruhe und speist genüßlich auf dem Boden sitzend im Salon zu Abend. Es gibt Couscous mit Paprika, Tomaten, Zwiebeln und Rote Beete, alles noch aus Samana, aber allmählich vom Verfall bedroht. So schnibbeln wir einfach alles zusammen. Aktuell gibt es nur noch eine Banane, eine Kakaofrucht eine Rote Beete und natürlich Zwiebeln und Kartoffeln. Während der Skipper dies in den Computer tippt, ist Björn im Cockpit auf Wache und Marcel und Rahel liegen nach den Anstrengungen dieses Tages in den Kojen.

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