Mona Passage

Puerto Rico und die Dominican Republic trennen die etwa 100 Meilen der Mona Passage, auf Spanisch “Canal De La Mona”. Segler sprechen über dieses Stück Wasser mit einer gewissen Ehrfurcht. Skip Novak, Whitbread Skipper aus den 80er Jahren, hält es für erwähnenswert, dass er eine Jacht von Bermuda nach Antigua durch die Mona Passage überführt habe. Im “Free Cruising Guide to the Dominican Republic” schreibt Frank Vigintino: “… the Mona Passage, which is never easy, even when it is, given the amount of anxiety that most suffer quietly (and some loudly).”

Vor der Küste Puerto Ricos liegt der Puerto Rico Trough, mit 9000m die tiefste Stelle im Atlantik. Dieser Unterwassercanyon bündelt den Nordäquatorialstrom und schickt ihn gegen den Sockel von Hispaniola. Im Nordwesten vor Cabo Engano liegen die Tiefen nur noch bei etwa 100m. Selbst bei moderaten Passatwinden kommt es dort zu gefährlichem Seegang. Noch einmal Frank Vigintino: “It feels like standing in the surf on the beach”. Wäre das nicht schon genug, gibt es auch noch eine seismisch aktive Region zwischen der kleinen Insel Isla Desecheo und Puerto Rico.
Verständlicherweise wünschen wir uns für die Reise durch diese Gegend ruhige Bedingungen. Und der Osterhase ist in diesem Jahr besonders großzügig. Pünktlich zum Ostersonntag bringt er uns was die US Wetterfrösche per Navtex als “benign conditions”, angenehme Bedingungen, beschreiben. Am Vorabend unserer Abreise genießen wir noch einmal die nette Gesellschaft in der Marina Pescaderia. Wir sitzen mit zwei Amerikanischen Seglern und einem sehr gebildeten und bereisten Ehepaar aus Puerto Rico an der Bar und klönen über das Land und übers Segeln. Gesa bekommt sogar endlich die wachsende Ananas zu Gesicht. Denn als wir erwähnen, dass wir das noch nicht gesehen haben, nimmt sie Larry an die Hand und zeigt ihr hinter dem Büro der Marina in einem Blumentopf eine Ananaspflanze mit einer kleinen Frucht. Nun fehlt noch der Papagei und die selbst gepflückte Kokosnuss…

Am Morgen des Ostersonntag werfen wir die Leinen los. Cano, Faktotum in der Marina, hilft beim Ablegen und düst dann zur Tankstelle, die wir noch aufsuchen wollen. Für 150 Dollar bekommen wir 180 l, welch ein Schnäppchen. Dann tuckern wir langsam hinaus auf die Mona. Es regt sich kein Lüftchen, während wir die ersten Meilen bei spiegelglattem Wasser hinter dem Arrecife Tourmaline nach Norden motoren. Gegen 11:00 kommt der Seewind aus SW, angetrieben von der kräftigen Thermik über Puerto Rico, und wir segeln am Wind auf Steuerbordbug in Richtung Isla Desecheo. Außerhalb des Riffs bekommen wir die langsame und ruhige Dünung aus Norden zu spüren, die vielleicht 2m hoch aber enorm lang und angenehm ist.

Abschied von Puerto Rico

Pünktlich wie im Drehbuch der Meteorologen kommt dann der Wind aus NE und frischt auf, wir sind aus dem Windschatten Puerto Ricos heraus. Das erzeugt erst einmal ziemliches Wellenchaos und Geschaukel. Aber je weiter wir vom Land weg kommen, desto ruhiger wird der Seegang. Zora segelt mit 6 – 7 Knoten auf Kurs 330 Grad und mit Windsteuerung. Wir wollen das “Hourglass Shoal” vor Cabo Engano auf jeden Fall umfahren, selbst wenn uns das ein paar Meilen mehr kostet. Jetzt kehrt Ruhe an Bord ein. Nur die Rotweinflaschen in unserem Schnappsschrank scheppern und werden prompt vom Skipper in Bilge verbannt.

Isla Desecheo

Mit Einbruch der Dunkelheit gehen wir dann reguläre Wachen im 3 Stunden Rythmus. Gesa hat die Wache nach Mitternacht und kann im Westen den Lichtschein von Punta Cana sehen. Sie meint ein weißes Mastlicht zu sehen und ruft den Skipper. Aber das Mastlicht steigt immer höher und verschwindet dann in den Wolken. Wir kommen zu dem Schluß, dass das die startenden Flugzeuge am Airport sind. Die Kombination aus Mondlicht, Lichtschein an Land und den hellen weißen Lichtern die regelmäßig am Horizont aufsteigen findet Gesa “abgefahren”. So machen wir ordentlich Meilen durch die Nacht und können beim hellen Mondlicht schon die Berge hinter der Küste der Domrep sehen.
Wieder kommt das Drehbuch der Meteorologen voll zum Einsatz als in den Morgenstunden der Passat zu schwächeln beginnt und in Richtung Ost dreht. Jede Welle schlägt uns jetzt den Wind aus den Segeln. Das Klappern und Knallen ist herzzerreissend, aber solange das Schiff noch voran kommt ertragen wir das. Als dann nach Sonnenaufgang allerdings die Geschwindigkeit auf unter 4 Knoten zurrück geht, bergen wir die Segel und werfen die Maschine an. So legen wir die letzten 30 Meilen bis zur Ansteuerung der Bahia de Samana zurück.

Aus Beschreibungen von Seglern wussten wir schon, dass es hier im Nordosten von Hispaniola sehr schön ist. Aber was wir zu sehen bekommen ist überwältigend. Dunkelgrün liegen hohe Berge um die Bucht. An weissen Stränden stehen Kokospalmen wie in einem Reiseprospekt und zur Krönung sehen wir in der Ferne eine Gruppe Buckelwale. Auch ein Begrüßungskomittee von 2 Delfinen kommt vorbei und erteilt uns die Einreisegenehmigung in die Bucht.

Der Weg in die Bucht und bis zur kleinen Marina Puerto Bahia zieht sich dann eine Weile hin. Wir glauben eigentlich schon dort zu sein und dennoch trennen uns noch 15 Meilen von der Hafeneinfahrt. In die laufen wir dann pünktlich nach der Reiseplanung ein. Gleich 4 Angestellte der Marina helfen beim Festmachen. Allerdings haben sie wohl eher mit leichteren Schiffen zu tun und das Manöver verläuft chaotisch weil der Wind inzwischen wieder ordentlich aufgefrischt hat. Aber 12 Arme können am Ende verhindern, dass ein Dalben unsere Windsteuerung abrasiert und wir sind am Ende von 3 Monaten Reise durch die Karibik sicher in der Marina Puerto Bahia fest. In den nächsten Tagen wollen wir noch ein wenig das Land erkunden, bevor Gesa mit Ada in La Romana die Aida Luna besteigen um damit nach Kiel zu reisen. Der Skipper hat dann noch eine Woche um das Schiff für die Rückreise über den Atlantik vorzubereiten.

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