Heroes of Sailing

Der Wetterbericht hat ein kräftiges Tief angekündigt, das den Isles of Scilly stürmischen Westwind bringen soll. Deshalb verlässt Zora am 13. Juni um 6:00 die schönen Inseln im Atlantik und macht sich auf den Weg in Richtung Falmouth.  Der Skipper meint, dass die Tide  im Englischen Kanal vor “The Lizard” zwischen 15:00 und 16:00  kippen wird. Dann erwarten wir dort mitlaufenden Strom.  Das ist wichtig, denn obwohl beim Auslaufen noch Flaute herrscht, soll der Wind über den Tag kräftig zunehmen. Dann wäre eine “Wind-gegen-Strom”  Situation vor diesem “Tidal Gate” sehr unangenehm.

Die ersten Stunden geht es unter Maschine mit Kurs 90 Grad voran. Aber schon am Vormittag setzt segelbarer Wind ein und trotz leichtem Gegenstrom kommen wir gut voran. Lands End kommt rasch in Sicht, denn es herrscht klares Wetter und die Sonne verwöhnt die Crew. So kann man nichts anderes tun als das Wellness-Segeln zu genießen. Sogar eine Taube kommt noch an Bord um sich ein wenig auszuruhen. Der Vogel unternimmt ausgedehnte Wanderungen an Deck und kommt sogar ins Cockpit um sich Kekskrümel zu holen, die die Crew ihm auf einem Teller serviert.

Markus mit unserem Passagier
Passagier auf der Reise von Scilly nach Falmouth

Entsprechend der Planung erreichen wir auf diese entspannte Weise das eindrucksvolle Kap mit dem großen Leuchtturm, “The Lizard”.  Danach geht´s dann in nordöstlicher Richtung noch ein paar Meilen nach Falmouth, das wir noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Dort sind alle Liegepätze von einer Flotille unter Flaggenschmuck belegt.  Das sieht nach einer größeren Regattaveranstaltung aus. Also fällt erst einmal der Anker, das Dinghi kommt vom Vorschiff und in nun schon wohlgeübter Weise, angefeuert von amüsierten Englischen Ankerliegern,  wird gegen den inzwischen kräftigen Wind an Land gepaddelt.

In einem Pub am Wasser genießt die Crew die stimmungsvolle Atmosphäre. Ein Männerchor singt populäre Cornische Lieder und die Zuhörer klatschen und grölen begeistert. Gegen Mitternacht gehen Jörg und der Skipper an Bord während Markus und Tyll die lokale Partyszene erkunden.

Am nächsten Morgen herrscht Aufbruchsstimmung in der Marina: Die Wettfahrt scheint kurz bevor zu stehen. Wir pullen mit dem Dinghi hinüber zur Marina um zu sehen, was dort los ist. Die meisten Yachten sind schon unterwegs, aber drei ganz besondere Schiffe liegen noch am Steg: Eine lange und schmale weiße Ketsch, eine kompakte Holzyacht mit der Rumpfform eines Colin Archer und ein modernes rotes Schiff.  Die Ketsch entpuppt sich als Gipsy Moth IV von Francis Chichester, mit der er  im Jahr 1966 eine Rekord Weltumsegelung in zwei Etappen mit Stop in Sidney vollbrachte.

Gipsy Moth IV von Francis Chichester

Die zweite Yacht ist die 9,5m lange Suhaili von Robin Knox-Johnston, mit der er 1968 das erste Golden-Globe Race gewann.

Suhaili von Robin Knox-Johnston

Das rote Schiff schließlich ist die Jager von Dick Koopmans, dem Konstrukteur unserer Zora. Mit der Jager nimmt Koopmans regelmäßig sehr erfolgreich an vielen anspruchsvollen Offshore Regatten, wie dem Round-Britain Race und der Azores-and-back Wettfahrt teil. Robin Knox-Johnston, inzwischen 80 Jahre alt, ist gerade dabei die Suhaili zu besteigen und auch Dick Koopmans ist als einer der Organisatoren der Wettfahrt anwesend.

Jager von Dick Koopmans

Diese,  hören wir, ist die Jubiläumsveranstaltung zum 50. Jahrestag des ersten Golden-Globe Race von 1968. Später steigen wir zu Pendennis Castle hoch und sehen, die Wettbewerber am Horizont auf dem Weg nach Les Sables D´Olonnes verschwinden.

Wir selber machen uns am Nachmittag wieder auf und segeln bei Sonne und mitlaufender Tide nach Plymouth, das wir kurz vor Mitternacht erreichen. In der Dunkelheit tasten wir uns durch den Plymouth Sound und machen in der Queen Anne Battery Marina fest. Am nächsten Morgen erkunden wir dann das schöne Plymouth. Von hier wollen wir weiter zu den Kanalinseln.

 

 

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