//WL2K Adieu Passat

Seit der Abreise von den Kapverden war der Passat unser ständiger und zuverlässiger Begleiter. Er hat die Zora zügig über den Atlantik geschoben. Im Januar und Februar hat er kräftig aus NE geblasen und die eine oder andere Passage von Insel zu Insel zur sportlichen Herausforderung gemacht. Hinter den meisten Inseln war er immer noch kräftig genug um gut voran zu kommen. Später im März und April hat auch beim Passat Sturm und Drang der Reife des Alters Platz gemacht. Die Richtung war nun mehr aus E oder SE und aus wilden 25 – 35 kn wurden angenehme 15 -20kn. Nur die beiden großen Inseln, Puerto Rico und Hispaniola, konnten den Passat mit hohen Bergen und Thermik zeitweise Paroli bieten. Aber meistens hat er sich auch da am Ende durchgesetzt. Gestern Abend um 18:00 auf 24 Grad 31 Minuten Nord und 66 Grad 53 Minuten West mussten wir schließlich etwas wehmütig Adieu sagen und aus seinem Reich heraus segeln. Schlagartig war er weg! Noch wenige Minuten vorher waren wir unter Am-Wind Segeln mit 7 Knoten dahingerauscht. Dann war nur noch ein schwaches Kräuseln mehr aus S als als SE übrig. Nun sind wir also in den Rossbreiten angekommen, wo die großen Segler mitunter wochenlang festlagen, so lange dass die Pferde an Bord geschlachtet werden mußten. Die nautischere Bezeichnung ist “The Variables”. Das deutet an, dass die Winde mal von hier und mal von dort kommen. Für uns heißt das statt tagelangem faulen Dahinsegeln ständige Segelwechsel. Oder eben auch Flaute. Auf die seglerische Herausforderung freuen wir uns. Für die Flauten haben wir wieder einen funktionierenden Motor und 380l Diesel an Bord, mit denen wir ein gutes Stück voran kommen könnten. Gestern aber reichte die Bris um den Gennaker aus dem Vorschiff zu holen. Mit 140 m2 am Bug beschleunigte unser schweres Schiff fast mühelos auf 4 – 5 Knoten. Statt einer lauten Nacht unter Maschine hatten wir Traumsegeln unterm Sternenzelt. In der Ferne gab es immer mal wieder Wetterleuchten, vermutlich aus der Kaltfront, die ca 50 Meilen entfernt NW-lich von uns liegt, und uns bald ordentlich NE-Wind bringen wird. Bis das soweit ist und die Luken wieder dicht gemacht werden, genießen wir die herrliche Nacht. Der Wind streicht durch den Salon und das Wasser gurgelt leise am Rumpf entlang. Es ist so kühl unter Deck, dass man fast wieder eine ordentliche Bettdecke gebrauchen könnte. Die klare Anweisung vom Skipper an die Crew: So bald nur ein Anzeichen eines Squalls zu sehen ist, wird der Gennaker geborgen. Aber alles bleibt ruhig und wir können uns ausruhen für die zweiten 400 Meilen bis Barbados, die gewiss anstrengender werden als die ersten.

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