Nachbemerkung: Zwei Wege um den Atlantik

Seit Wochen haben Ausläufer des Azorenhochs Mitteleuropa fest im Griff. Es ist heiß und windstill: Kein Wetter, das zum Segeln auf der Elbe motiviert. Noch dazu vermissen wir die Weite des Atlantiks, den mächtigen Puls des großen Ozeans mit Welle und Wind, die sternklaren Nächte und das Leuchten der Hecksee in der Dunkelheit. Uns fehlt der Rythmus der Wachen, das einfache Leben an Bord und das Glücksgefühl wenn nach Tagen auf See das Land am Horizont auftaucht. Alles das können wir auf der Elbe nicht erleben.
Trotzdem brechen wir an diesem Wochenende auf: Morgens um 09:00 werfen wir in Wedel die Leinen los. Unter Maschine fahren wir vier Stunden bis Brunsbüttel. Dann kommt ein wenig Wind und wir setzen die Segel. Zuerst können wir gerade den Tonnenstrich in Richtung Ostemündung anliegen. Aber der Wind nimmt zu und dreht ein wenig nördlich. So segeln wir schließlich mit Kurs West an der Oste vorbei in Richtung Nordsee.

Rode Zora auf der Elbe

Inzwischen ist der Strom gekentert und von Cuxhaven kommen uns die ersten Segler entgegen, die den Tidenwechsel abgewartet haben. Da, zwischen vielen weißen Segeln ein hohes schwarzes Rigg, das rasch näher kommt. Deshalb sind wir heute hier.

Class 40 „Red“ kommt von achtern auf

Wir gehen über Stag und laufen wieder zurück in Richtung Brunsbüttel. Der hohe schwarze Segler wird uns rasch einholen. Und in der Tat, wenige Minuten später zieht die Class 40 „Red“ mit Speed in Lee an uns vorbei. Sie kommt von Bermuda und hat gerade die „Atlantic Anniversary Regatta“ des NRV vollendet. Freudiges Winken auf beiden Seiten, ordentliches Tröten auf der Zora, Fotos hier und da und ein kurzer Austausch per Whatsapp. Dann ist die Red schon fast ausser Sichtweite.

Class 40 „Red“ zieht mit Speed in Lee vorbei

In Samaná hatten wir uns kennengelernt und einige Tage gemeinsam in der gastfreundlichen Marina Puerto Bahia verbracht. Etwa eine Woche vor uns ist die Red dann von Samaná in Richtung Bermuda aufgebrochen und hat für die 850 Meilen unter vier Tage gebraucht. Mit einem Schmunzeln erinnern wir uns daran, wie der Racer mit 15 Grad nach Steuerbord krängend den Hafen verlassen hat. An Bord hatte man konstante östliche Winde erwartet und entsprechend umgestaut. Ohne derartige Maßnahmen folgt Zora eine Woche später und braucht für die gleiche Strecke etwa 7 Tage, allerdings unter etwas weniger günstigen Bedingungen. Auf Bermuda liegt Zora in Dockyard wenige Meter von der Red entfernt, deren Crew allerdings schon wieder nach Europa gejetted ist. Für sie geht es erst im Juli mit der NRV Regatta weiter. Zu dieser Zeit ist Zora schon wieder in Hamburg und ihre Crew setzt sich mit den Höhen und Tiefen des Alltags auseinander.
Mittels Yellow Brick Tracker und NRV Blog nehmen wir an den Erlebnissen der Red teil. So halten wir unsere eigenen Erinnerungen ans Atlantiksegeln lebendig. Begeistert verfolgen wir die ersten Tage der Wettfahrt, in denen die Red ganz vorne im Regattafeld segelt und die Wertung der Class 40 anführt. Mit Bestürzung erfahren wir aber auch von zwei Kollisionen mit Treibgut und einem Wal, die einen Zwischenstopp auf den Azoren erzwingen. Schließlich freuen wir uns sehr, dass die Red nach etwas mehr als einer Woche weitersegeln kann. So erreicht sie etwa 12 Tagen von Horta die sommerliche Elbe.
Am Ende haben die Crew der Red und die Crew der Zora in einem Jahr den Atlantik umsegelt, allerdings auf sehr unterschiedliche Weise. Auf der Red gibt es keine Toilette, keinen Kühlschrank, keinen Backofen, keinen elektrischen Staubsauger und keine Fahrräder. Alles dreht sich um Speed und entsprechende Gewichseinsparung. Auf Zora dagegen wir viel gekocht und gebacken und das eine oder andere Segelmanöver um ein paar Stunden verschoben, damit man in der Nacht nicht auf dem Vorschiff herumturnen muss. Meistens fährt die Zora auch ganz alleine, nur von ihrer Windsteuerung auf Kurs gehalten. Die Wache im Cockpit muss sich dann Mühe geben nicht nur in den grandiosen Sternenhimmel sondern gelegentlich auch mal nach vorne zu schauen. Am Ende aber sind beide Schiffe mehr als 10000 Meilen gesegelt auf dem großen Ozean mit Welle und Wind, mit atemberaubenden sternklaren Nächten, dem Leuchten der Hecksee in der Dunkelheit und dem Glücksgefühl, wenn nach vielen Tagen auf See das Ziel an Land vor dem Bug erscheint. Die Sehnsucht nach dem einfachen Leben an Bord und dem Rythmus der Wachen wird uns so schnell nicht wieder loslassen…

Red auf dem Atlantik

 

Zora auf dem Atlantik

Finale auf der Elbe

Nach zwei Tagen auf Helgoland verlassen wir am Donnerstag, den 28. Juni um 0800 die rote Insel. Es geht auf den Weg  nach Hamburg die letzten Meilen die Elbe aufwärts. Der Wetterbericht verspricht NE 4 und strahlenden Sonnenschein. Wir stellen uns auf eine schnelle Reise mit Tide und Wind ein. Doch zunächst kommt der Wind eher aus NW und kann auf der Nordsee nur leichtes Kräuseln bewirken. Wir haben keine Eile, denn in Hamburg werden wir erst am Freitag Abend erwartet. Wir steuern auf die Perlenkette in die Elbe ein- und auslaufender Schiffe zu und genießen das warme sonnige Wetter. Langsam verschwindet der rote Felsen hinter uns.

Markus sitzt an der Pinne während wir schließlich das gut betonnte Fahrwasser der Außenelbe erreichen. Nun geht es außerhalb des Fahrwassers am nördlichen Tonnenstrich entlang. Die Inseln Scharhörn und Neuwerk ziehen vorbei. Auslaufend kommt uns ein riesiges Kranschiff, die Innovation, entgegen. Sie ist auf dem Weg zum Windpark Borkum Offshore II. Jörg meint, dort werde die zweite Ausbaustufe verwirklicht. Die Innovation hat das Fundament für eines der gewaltigen Windräder, einen Tripoden aus Stahl, geladen.

Kranschiff Innovation in der Außenelbe auf dem Weg zum Windpark Borkum Offshore II

Der Wind will immer noch nicht so recht und so muß El Motor wieder helfen: Hier auf der Außenelbe sollte man nicht manövrierunfähig herumtreiben, denn von allen Richtungen kommen Schiffe. Vor allem die Krabbenfischer sind heute in großer Zahl bei der Arbeit. Erst querab Cuxhaven bekommen wir soviel Wind, dass wir den Motor abstellen können. Nun sind wir allerdings fast drei Stunden hinter unserem ursprünglichen Zeitplan: Das Ziel Glückstadt wäre nur noch gegen den Tidenstrom erreichbar. Das ist bei Spring auf der Elbe mühsam, wie sich 3 Meilen vor Brunsbüttel bestätigt. Die Tide ist gekippt und läuft uns mit 3 Knoten entgegen. Mit 3 Knoten über Grund motoren wir dagegen an. Kurz erwägen wir in den tidenabhängigen alten Hafen von Brunsbüttel einzulaufen, aber der Wasserstand fällt schon seit über 2 Stunden und im Hafenpriel wollen wir nicht steckenbleiben. Wir entscheiden uns für den Kanalhafen und schleusen in den NOK. Wenig später flanieren wir durch das Örtchen Brunsbüttel auf der Suche nach einer netten Kneipe.
Am Abend kommt dann noch Rahel aus Hamburg mit dem Rennrad nach Brunsbüttel. Sie hat 80km zurückgelegt um uns zu begrüßen. Am nächsten Morgen geht´s dann zum aller letzten Schlag. Allerdings müssen wir diesmal, anders als am Vortag, ordentlich lange auf die Schleuse warten. Nach eineinhalb Stunden sind wir endlich wieder auf der Elbe unterwegs. In Glückstadt laufen wir kurz in den Hafen ein. Dort wartet Jakob am Steg mit Anzug und Krawatte. Er hat an diesem Tag im Glückstädter Büro von Ince gearbeitet und möchte für die letzten Meilen an Bord kommen. Rahel steigt mit Rennrad aus, denn sie hat am Abend noch eine Verabredung in Hamburg. Jakob hat offensichtlich den Wind mitgebracht.

Während wir elbauf segeln, kommen uns zahllose Hamburger Segler auf dem Weg ins Wochenende entgegen. In der Hafeneinfahrt von Wedel kommt es dann fast noch zu einer Kollision, denn die auslaufenden Schiffe wollen keine Sekunde ihres Wochenendes aufgeben und missachten unser Wegerecht als einlaufendes Schiff. Aber diese Aufregung legt sich rasch und wir machen um 1830 direkt an der Brücke zur Westanlage des Hamburger Yachthafens fest.

Zora macht im Hamburger Yachthafen in Wedel fest

Dort winken Gesa und Götz Nietsch. Götz überbringt Glückwünsche von der SVAOe und Gesa hat einen ganzen Fahrradanhänger voller Getränke und Köstlichkeiten dabei. Mit einigen Freunden und Bekannten, die an diesem Abend noch vorbeikommen, lassen wir so den Tag ausklingen. Dann machen wir uns auf den Weg in die Elbchaussee. Dort wartet ein richtiges Bett. Der Skipper und Schreiber dieser Zeilen ist sehr gespannt, wie es sich darin schläft, denn in den vergangenen 6 Monaten hat er nur eine Nacht an Land verbracht in einem Hotel in der Domrep. Und in dieser Nacht hat er nicht besonders gut geschlafen.
So endet nach einem Jahr und 19 Tagen und mehr als 10000 gesegelten Meilen rund um den Nordatlantik diese Reise und natürlich auch dieser Blog. Wir sind sehr dankbar für die vielen Erlebnisse unterwegs,  und dafür, dass wir ohne Schäden und Verletzungen wieder zuhause sind.

Rolling Home

Es ist Sonnabend, 23. Juni 2300. Der Skipper liegt in seiner Koje. El Motor rackert vor sich hin und schiebt Zora bei Flaute nach Nordosten. Mit Ohrstöpseln ist das monotone Gebrabbel ein gutes Schlafmittel. Aber auf einmal wird die einschläfernde Monotonie unterbrochen: Die Drehzahl sinkt auf Leerlaufniveau und kurz darauf geht die Maschine aus. Der erste Gedanke: Nun hat der Motor endgültig den Dienst quittiert. Aber was ist das? Die Winschen knarren, Getrampel an Deck. Offensichtlich werden die Segel gesetzt. Also raus aus der Koje und nachsehen was los ist. Jörg, auf Wache im Cockpit, erkennt die Sorgenfalten im Gesicht des Skippers und grinst: Nein, El Motor hat nicht endgültig den Dienst verweigert. Der Wind ist viel früher wiedergekommen als erwartet.

Abschied von den Weißen Klippen von Dover

Hart am Wind mit einer schönen Brise aus Nordwest und ohne Motorlärm segelt Zora ab jetzt durch die erste Nacht auf der Nordsee. Der Kurs führt nördlich entlang am TSS Dover Straits und dann weiter aussen an den Zufahrten nach Antwerpen und Rotterdam vorbei. Hier pocht das wirtschaftliche Herz der EU: Tanker, Container, Schwerguttransporter, Kreuzfahrtschiffe, Kümos, Schlepper streben im Minutentakt an uns vorbei. Also schön außerhalb dieser hochverdichteten Speedways bleiben. Das erlaubt ruhiges Segeln ohne Stress auch in der Nacht. Auch Wind und Wetter bleiben uns gewogen. Der Nordwest hält durch und beschert entspanntes Segeln. Inzwischen hat Zora die Britischen Gewässer verlassen und segelt laut Karte auf Niederländischem Gebiet. Hier gibts zusätzlich zu Windparks und TSS zahllose Bohrinseln. Einer von diesen kommen wir offensichtlich ein wenig zu nahe: Der Skipper liegt wieder in der Koje und will eigentlich schlafen. Da quäkt es aus der Funke: Rode Zora v. Amsterdam, Rode Zora v. Amsterdam, Rode Zora v. Amsterdam… Wir werden aufgefordert mehr Abstand zu halten. Ansonsten ereignet sich nicht viel ausser Sonnen und Segeln.
Am Abend querab Den Helder zieht sich der Himmel zu, der Wind legt zu und dreht nördlich. Deshalb müssen wir vor Texel einen Kreuzschlag einlegen. Das reicht aus die Ecke von Nordholland zu runden und mit einem Schrick in den Schoten in die Deutsche Bucht zu preschen. Die Westfriesischen Inseln ziehen in der Nacht vorbei: Texel, Vlieland, Terschelling, Ameland, Schiermonnikoog. Vor Terschelling kommt am frühen Morgen eine ganze Flotte Fischer aus dem Schuitengat geschwärmt und kreuzt mit Brassfahrt unseren Kurs. Das treibt den Puls hoch, denn wir haben zwar das Wegerecht, aber die Fischer weichen nur mit Minimalabständen aus.
Am nächsten Morgen kreuzt Zora schließlich vor Borkum die Niederländisch-Deutsche Grenze. Der Wind ist kräftig und schiebt uns gegen die Tide mit 5 Knoten über Grund. Markus hat bei der starken Rollbewegung wieder mit Seekrankheit zu kämpfen. Kurz erwägen wir deshalb in Borkum einzulaufen. Aber das Timing ist ungünstig: Die Tide läuft mit vollen 3 Knoten aus der Osterems. Das wäre sehr ungemütlich und würde lange dauern. Also weiter nach Osten.
Ab 1700 läuft die Tide wieder mit. Nun könnten wir eigentlich gleich in die Elbe rauschen, aber wir haben noch eine Menge Zeit. Wir entscheiden uns für Helgoland. Am Ostende des TSS Terschelling German Bight holen wir die Schoten dicht und ballern nach Nordosten. Es sind noch 15 Meilen bis Helgoland, das wir beinahe anliegen können. Knapp 3 Stunden lang wird es nass auf dem Vorschiff. Bei 25 Knoten Wind und mit einem Reff im Groß ist das echtes Seglerglück. Die Freiwache meint der Steuermann habe im Cockpit vor Freude gejodelt. Um schon um 2200 Bordzeit, 2300 Ortszeit, ist der Spass vorbei und wir sind im Hafen von Helgoland. Wir haben zwei Tage und 17 Stunden für die 320 Meilen über die Nordsee gebraucht. Ein Holländer begrüßt uns unfreundlich als wir bei ihm längsseits gehen wollen. So etwas können wir jetzt nicht mehr gebrauchen. Wir verziehen uns an ein freundlicheres Boot und beenden den Tag mit einem Gin&Tonic und schlafen dann gut, lang und fest. Am nächsten Morgen wollen wir Helgoland erkunden.

Jörg, Markus und Tyll auf Helgoland

//WL2K 300 Meilen über die Nordsee

Wieder piepsen, zwitschern, fiepen, dudeln und quaken verschiedene Handys aus allerlei Kojen schon um 0530. Wir wollen mit der Tide los zum letzten größeren Schlag über die Nordsee. Bis Elbe 1 sind es noch 300 Meilen. Das kommt uns fast wie ein Katzensprung vor, nach tausenden Meilen über den Atlantik. Aber die Nordsee hat andere Reize zu bieten: Windparks, Verkehrstrennungsgebiete, wechselhaftes Wetter, Ölplatformen, dichten Schiffsverkehr. Da können 300 Meilen noch eine echte Herausforderung werden. Besonders Wetter und Wind lassen keine allzu einfache und rasche Fahrt erwarten. Am Tag zuvor hat noch ein waschechter Nordweststurm über der Nordsee getobt. Unsere Quellen in Hamburg berichten, dass viele Äste von den Bäumen gekommen sind. Jetzt dehnt sich ein Hoch von den Britischen Inseln nach Osten aus und bringt schache umlaufende Winde. Nur vor den Friesischen Inseln soll es noch eine Weile NW geben, was für ein flottes Finale gut sein könnte. Zuerst aber müssen wir raus aus dem Kanal und der Straße von Dover. Bei strahlendem Sonnenschein werfen wir die Leinen los. Im Vorhafen warten wir eine Weile auf die Freigabe zum Auslaufen. Eine Stunde später liegen die weißen Klippem von Dover, von der Sonne angeleuchtet in unserem Kielwasser. Die ersten Meilen sind ruhig und gemütlich. Platt vor dem Wind mit ausgebaumtem Klüver schaukeln wir in Richtung NE immer außen am TSS Dover Strait entlang. Navigation kann man anhand der parallel laufenden Schifffahrt betreiben: Immer 2 Meilen Abstand halten. Dann ist alles gut. An Backbord zieht ein Windpark nach dem anderen an uns vorbei. Jörg weiß allerlei zu berichten über die Technik und insbesondere über Konstruktion und Fertigung der Rotorblätter. Am späten Nachmittag schläft dann der Wind, wie erwartet, ein und El Motor muss helfen. Der läuft dann bis 2300. Früher als erwartet setzt Nordwind ein, mit dem wir gerade unseren Kurs halten können. So wird die Nacht viel besser als erwartet. Mit ausreichend Lage, so dass wir gerade gut in den Leesegeln liegen, kommen wir gut voran. Alle 6 Stunden pendelt der Speed zwischen 7 und 3 Knoten, je nachdem ob die Tide mit oder gegen uns läuft. Am Vormittag unseres zweiten Seetages stehen wir querab von Ijmuiden, wo wir 2014 zum ersten Mal mit Zora auf die Nordsee hinausgesegelt sind.

//WL2K Solent

Am Montag den 18. Juni verlassen wir Dartmouth. Wieder stehen wir früh auf. Mit Hilfe der Tide wollen wir die 80 Meilen quer über die Lyme Bay bis zum Solent in einem Tag bewältigen. Der Wetterbericht verspricht Westwind, der am Nachmittag auf SW drehen und zunehmen soll. Die Planung sieht vor, dass wir gegen 2100 den Needles Channel am Westeingang des Solent erreichen, wo um diese Zeit der Flutstrom einsetzt. Mit diesem und dem restlichen Tageslicht wollen wir dann bis Yarmouth auf der Isle of Wight. Angesicht des versprochenen Windes sollte das gut zu schaffen sein und die Sorge ist eher zu früh als zu spät anzukommen. Denn zu früh zu kommen bedeutet Wind-gegen-Strom im Needles Channel. Und das soll sehr, sehr ungemütlich sein. Auf halbem Weg über die Lyme Bay passieren wir Portland Bill im Abstand von 10 Seemeilen. Südlich dieser Landzunge befindet sich das berüchtigte „Portland Race“, das schon große Schiffe geschluckt haben soll. Die Halbinsel scheint wie ein massiver Dreiecksplotz aus dem Dunst. Vom Rest der Englischen Küste ist nichts zu sehen. Und es wird zunehmend dunstiger. Der versprochene SW Wind am Nachmittag bringt dann waschechten feuchtkalten Nebel. Mit viel Speed geht es in die Suppe und auf den Solent zu. Da gibt es nicht viel zu überlegen: Bei so schlechter Sicht wollen wir auf keinen Fall in den engen Needles Channel einlaufen, Noch dazu würden wir die berühmten Felsen, die Needles, ja gar nicht sehen. Eine bequeme Alternative hat der Skipper bereits vor Antritt der Fahrt identifizert: Studland Bay. Hier, direkt südlich der Einfahrt zum großen Hafen Poole, können wir bei den herrschenden W-lichen Winden sicher vor Anker gehen und darauf warten, dass der Nebel sich auflöst. Studland erreichen wir dann noch bei Helligkeit und unter Land ist der Nebel weniger dicht, so dass wir die vielen anderen Ankerlieger hier gut sehen können. Und wir sehen natürlich die beiden markanten Felsnadeln, „Old Harry“ und „Old Harry´s Wife“ am Westende der Bucht. Darüber welche der Nadeln nun der alte Harry und welche seine Angetraute ist, entbrennt an Bord eine Diskussion, denn die Seekarte ist in dieser Hinsicht nicht eindeutig. Dieses Problem kann zwar nicht eindeutig gelöst werden, verliert aber rasch seine Bedeutung, denn unter Deck, wo es warm und gemütlich ist, werden die Doppelkopfkarten herausgeholt und eine Runde gespielt. Die Nacht ist ruhig und am nächste Morgen ist der Nebel weg. Nach gutem, späten Frühstück geht es dann mit der Tide durch den „North Channel“ in den Solent. Eine ganze Flotte regattierender Yachten kommt uns bei „Hurst Castle“ entgegen. Der Solent macht seinem Namen als Weltzentrum des Segelsports alle Ehre. Aber auch in Bezug auf Tiden und Strom lässt er sich nicht lumpen. An der Gabelung von North Channel und Needles Channel brodelt und blubbert die Strömung, obwohl das Wetter sehr ruhig ist. Wie mag es hier wohl bei starkem Südwest aussehen? Wir nehmen das als willkommene Bestätigung der Entscheidung vom Vortag, nicht bei schlechter Sicht und starkem Wind hier einzulaufen. Auf dem Solent haben wir dann spiegelglattes Wasser, achterlichen Wind und 3 Knoten mitlaufenden Strom. Blitzschnell sind wir so vor der Einfahrt nach Cowes. Im „Cowes Yacht Haven“, gekommen wir einen bequemen Platz auf der Innenseite des Außenschlengels. Am Nachmittag erkunden wir dann Cowes und kochen ein köstliches Essen. Am Abend laden wir Holger und Michael zu Gin&Tonic. Die beiden sind mit Michaels winziger Maxi 77 unterwegs, die er von Hamburg bis hierher gesegelt hat. Sie haben beide in Cowes vor einem Jahr den RYA Yachtmaster Offshore bestanden und wollen ihre Kenntnisse ohne Prüfungsstress ausprobieren. Begeistert berichten sie von der Qualität der Englischen Ausbildung und von ihren weiteren Plänen. So wird es sehr spät. Aber den nächste Tag wird ein Lay-Day. Da darf der Abend auch einmal länger dauern.

//WL2K Farewell Britannia

Am Tag der Sommersonnenwende verläßt Zora gegen 21:00 Uhr das schöne Cowes um an der Englischen Küste entlang nach Osten zu segeln. Den Tag hat die Crew für eine Fahrradtour genutzt quer über die Isle of White bis nach Sandown auf der Südseite der Insel. Vor dem Ablegen gibt es ein gutes Essen. Dann werfen wir die Leinen los und motoren durch den River Medina hinaus auf den Solent. Mit einem leichten West im Rücken und mitlaufender Tide geht es unter der Küste der Isle of White entlang zum No-Man´s Land Fort. Langsam wird es dunkel. Als wir am Fort vorbeisegeln ist es dunkel und von der kreisrunden Festung am Eingang zum Solent sehen wir nur die beleuchteten Fenster und das im Gleichtakt blinkende rote Feuer. Hier queren wir die Tankerrinne und laufen auf den Englischen Kanal hinaus.
Für die Nacht hat der Wetterbericht auffrischenden Wind und einen Dreher nach Nord angekündigt. Der kommt um 0300 in der Frühe querab des Rampion Offshore Windparks. Zwischenzeitlich sind zwei Reffs im Groß notwendig. Gegen Morgen geht der Wind wieder etwas zurück und ein Reff kommt wieder raus. So geht es zügig an der Englischen Südküste entlang. Vom hohen weißen Headland „Beachy Head“ verläuft der Kurs außen an der Platform „Royal Sovereign“ vorbei in Richtung Dungeness, wo das große Kernkraftwerk schon von Weitem zu erkennen ist. Am Vormittag dreht der Strom und es geht gegenan. Gleichzeitig schläft der Wind ein und schließlich treiben wir mit Fahrt voraus rückwärts über Grund. Damit es in Dover nicht allzu spät wird, muß die Maschine mithelfen. Mit 5 Knoten durchs Wasser und 2 Knoten über Grund fahren wir an Dungeness vorbei.
Inzwischen ist wieder Wind da, aber diesmal aus NE, direkt auf die Nase. Querab segelt die Prinsess Mia aus den Niederlanden. Auch wir setzen wieder Segel und lassen uns auf ein „Tacking Duell“ mit der Mia ein. Der Wind frischt weiter auf und beschert uns an diesem Abend eine sportliche kleine Zielkreuz bis Dover. Die Sonne scheint, der Wind weht und das Wasser ist glatt: Vollendeter Segelgenuss. Die Crew optimiert die Wenden und nach drei Schlägen liegt die Mia weit achteraus, denn sie hat ordentlich eingerefft, während wir noch mit voller Besegelung gegenan rauschen. Um 2100 sind wir vor dem Hafen. Hier kann man nicht einfach nach Lust und Laune einlaufen, denn Dover ist der verkehrsreichste Hafen Großbritanniens. Hier laufen im Minutentakt Fähren und Frachter ein und aus. Ordnungsgemäß melden wir uns bei Dover Port Control an. Wir müssen auf eine auslaufenden Bagger warten und bekommen dann die Erlaubnis einzulaufen. Wenig später sind wir im Granville Dock in der Dover Marina fest.
Tyll hat aus Hamburg erfahren, dass seine Masterarbeit sehr gut bewertet worden ist. Das wollen wir eigentlich in einem gemütlichen Pub feiern und dabei auch die hungrigen Mägen stillen. Nach einem Spaziergang an der schönen neuen Strandpromenade finden wir ein geeignetes Pub. Dort gibt es aber nichts mehr zu essen und auch der Verzweiflungsanruf bei Domino´s Pizza führt zu keinem essbaren Ergebnis: „We do not take any orders as we are closing in 10 minutes“. Also zurück zum Schiff und aus den Vorräten etwas gezaubert: Frühe Sperrstunden befördern die Phantasie!
Der nächste Morgen bringt strahlenden Sonnenschein und klare, kühle Luft. Britannien will uns den Abschied schwer machen: Der Vormittag vergeht mit Einkaufen, Putzen und allerlei Arbeiten am Schiff: Der Skipper geht in den Mast und macht einen Riggcheck. Dort oben ist alles bestens. Das neue Backbord Unterwant wird noch etwas nachgezogen, nachdem es bei der letzten Kreuz in Lee geschlackert hatte. Am Nachmittag wandern wir bei strahlendem Sonnenschein hinauf zum Leuchtturm „South Foreland“ hoch über den weissen Klippen von Dover. Von dort oben haben wir einen atemberaubenden Ausblick auf den Kanal. Im Süden ist das Französische Festland zu sehen. Im Westen haben wir eine weiten Blick über Dover mit seiner großen Burg und dem geschäftigen Hafen. Im Osten öffnet sich der Kanal zur Nordsee. Dorthin wollen wir am folgenden Tag. Denn es geht dann zur letzten Etappe in Richtung Hamburg.

//WL2K Spring Tides

Der Englische Kanal ist ein anspruchsvolles Segelrevier unter Anderem wegen seiner starken Gezeiten. Die Flutwelle, die vom Antlantik heranrollt, muss sich nördlich und südlich um die Britischen Inseln herumzwängen. Das führt dazu, dass auf der französischen Seite in der Bucht von Saint Malo der Tidenhub bei Spring bis zu 10 Meter erreicht. Entsprechend stark sind die Tidenströme, die zum Beispiel um das Cap de la Hague, der Pointe de Barfleur und um die Kanalinseln spülen. Dort bilden sich dann „Tide Races“ und „Overfalls“, das heißt steile brechende Wellen, die auch große Schiffe in Schwierigkeiten bringen können. Die Tiden werden durch die Gravitationskräfte von Mond und Sonne angetrieben. Dabei ist die Wirkung des Mondes deutlich größer als die der Sonne, weil der Mond der Erde viel näher ist. Die relative Stellung von Sonne und Mond bedingt die zwei-wöchentlichen Schwankung der Tiden zwischen Spring und Nipp. Bei Spring stehen Sonne und Mond mit der Erde in einer Linie, bei Nipp dagegen im rechten Winkel. Der 15. Juni ist in der Gezeitentafel für St. Peter´s Port auf Guernsey rot gekennzeichnet: An diesem Tag herrscht dort Springtide. Der Tidenhub ist mit etwa 9m angegeben. Für die Nacht vom 14. af den 15. Juni verspricht der Wetterbericht im Kanal westliche Winde mit bis zu 28 Knoten. Der Shipping Forecast des UK Met Office schreibt außerdem: „Visbility very poor at times“. Eine einfache Gezeitenrechnung ergibt, dass gegen 0400 auf halber Strecke zwischen Plymouth und Guernsey mit 3 kn Strom gegen 27kn Wind gerechnet werden muss. Bei diesen Bedingungen stellt sich die Frage, ob es weise ist die 80 Meilen lange Strecke zu den Kanalinseln in Angriff zu nehmen, insbesondere da die Crew bereits auf der Reise von Brest zu den Scillies wegen Seekrankheit teilweise ausgefallen ist. Der Skipper denkt eine Weile über das Problem nach und entscheidet dann wehmütig den Ausflug zu den Kanalinseln an diesem Tag ausfallen zu lassen. Die Crew ist ein wenig enttäuscht, aber versteht die Argumente und akzeptiert die Entscheidung ohne Diskussion, vielleicht auch mit einer gewissen Erleichterung. Die neu gekaufte Gastflagge von Guernsey muss auf eine spätere Gelegenheit warten. Alternativ soll die Reise nun entlang der Englischen Kanalküste verlaufen. Für den Sonntag nehmen wir Dartmouth ins Visier, etwa 35 Meilen von Plymouth in E-licher Richtung entfernt. Auslaufen wird auf 0600 festgelegt, damit wir den Flutstrom ausnutzen können. Der SW Wind sollte ausserdem kräftig schieben, so dass wir mit einer Ankunft um die Mittagszeit rechnen. Weiteres Argument in der Rechung: Am Nachmittag spielt die Deutsche Nationalmannschaft ihr erstes Vorrundenspiel. Da will die Crew gerne in einem gemütlichen Englischen Pub sitzen und das Spiel verfolgen. Verschiedene Handywecker fangen um 0530 an zu piepen und zu zwitschern. Draußen ist es grau und nieselig. Ohne viel Gedöns kommt die Crew aus den Kojen, schlüpft ins Ölzeug und bereitet das Ablegemanöver vor. Zora dreht um die Vorspring aus den Päckchenliegern heraus und geht rückwärts aus dem Hafen, denn die Boxengassen sind so eng, dass es hier kaum möglich wäre zu drehen. Dann geht´s mit Maschinenkraft bis zum riesigen Wellenbrecher im Plymouth Sound. Ab hier kann dann gesegelt werden. Wind und Tide schieben kräftig aber produzieren auch ordentliches Geschaukel. So geht es bis zum Leuchtturm Start Head. Dort knickt die Küstelinie nach Norden. Es sind noch 8 Meilen bis zur Mündung des „River Dart“. Vom Land und dem Leuchtturm Start Point ist allerdings nichts mehr zu sehen. Regen und Wind haben, wie vom Met Office versprochen, ordentlich zugelegt und die Sicht beträgt weniger als 500m. So preschen wir voran in die graue Suppe. Die hohen Felsen links uns rechts der Einfahrt tauchen erst auf als wir schon fast dazwischen sind. Immerhin kann man danach beide Ufer sehen. Die Stimmung scheint einem Buch von Daphne du Maurier entnommen. Grau-braune Felsen steigen im Dunst steil vom Fluß empor. Tief-grüne Wiesen und Wälder klammern sich daran. Direkt an der Einfahrt liegt eine alte Burg. Etwas weiter im den Fluß tauchen die Städtchen Dartmouth und Kingswear auf, eng an die steilen Hänge gebaut. Auf dem Fluß liegen unzählige Boote an Moorings und Schwimmstehen. Dazwischen verkehren Fähren und Wassertaxis. Zora bindet an einem der vielen Pontons fest, die im Fluß verankert sind. Dann verschwindet alles rasch unter Deck, wo es warm und trocken ist, und wo Markus und der Skipper bereits ein Mittagessen vorbereitet haben. Später geht´s dann mit dem Wassertaxi nach Dartmouth und ins Pub Dolphin zum Deutschlandspiel. Der alte Adenauer von der Zora, der wegen seiner Größe schon länger nicht mehr in Gebrauch ist, wird als Tischdeko mitgenommen. Das Spiel ist dann eine Enttäuschung und die anwesenden Engländer lassen es an tröstenden Worten und auch einer gewissen Häme nicht mangeln…

Heroes of Sailing

Der Wetterbericht hat ein kräftiges Tief angekündigt, das den Isles of Scilly stürmischen Westwind bringen soll. Deshalb verlässt Zora am 13. Juni um 6:00 die schönen Inseln im Atlantik und macht sich auf den Weg in Richtung Falmouth.  Der Skipper meint, dass die Tide  im Englischen Kanal vor „The Lizard“ zwischen 15:00 und 16:00  kippen wird. Dann erwarten wir dort mitlaufenden Strom.  Das ist wichtig, denn obwohl beim Auslaufen noch Flaute herrscht, soll der Wind über den Tag kräftig zunehmen. Dann wäre eine „Wind-gegen-Strom“  Situation vor diesem „Tidal Gate“ sehr unangenehm.

Die ersten Stunden geht es unter Maschine mit Kurs 90 Grad voran. Aber schon am Vormittag setzt segelbarer Wind ein und trotz leichtem Gegenstrom kommen wir gut voran. Lands End kommt rasch in Sicht, denn es herrscht klares Wetter und die Sonne verwöhnt die Crew. So kann man nichts anderes tun als das Wellness-Segeln zu genießen. Sogar eine Taube kommt noch an Bord um sich ein wenig auszuruhen. Der Vogel unternimmt ausgedehnte Wanderungen an Deck und kommt sogar ins Cockpit um sich Kekskrümel zu holen, die die Crew ihm auf einem Teller serviert.

Markus mit unserem Passagier
Passagier auf der Reise von Scilly nach Falmouth

Entsprechend der Planung erreichen wir auf diese entspannte Weise das eindrucksvolle Kap mit dem großen Leuchtturm, „The Lizard“.  Danach geht´s dann in nordöstlicher Richtung noch ein paar Meilen nach Falmouth, das wir noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Dort sind alle Liegepätze von einer Flotille unter Flaggenschmuck belegt.  Das sieht nach einer größeren Regattaveranstaltung aus. Also fällt erst einmal der Anker, das Dinghi kommt vom Vorschiff und in nun schon wohlgeübter Weise, angefeuert von amüsierten Englischen Ankerliegern,  wird gegen den inzwischen kräftigen Wind an Land gepaddelt.

In einem Pub am Wasser genießt die Crew die stimmungsvolle Atmosphäre. Ein Männerchor singt populäre Cornische Lieder und die Zuhörer klatschen und grölen begeistert. Gegen Mitternacht gehen Jörg und der Skipper an Bord während Markus und Tyll die lokale Partyszene erkunden.

Am nächsten Morgen herrscht Aufbruchsstimmung in der Marina: Die Wettfahrt scheint kurz bevor zu stehen. Wir pullen mit dem Dinghi hinüber zur Marina um zu sehen, was dort los ist. Die meisten Yachten sind schon unterwegs, aber drei ganz besondere Schiffe liegen noch am Steg: Eine lange und schmale weiße Ketsch, eine kompakte Holzyacht mit der Rumpfform eines Colin Archer und ein modernes rotes Schiff.  Die Ketsch entpuppt sich als Gipsy Moth IV von Francis Chichester, mit der er  im Jahr 1966 eine Rekord Weltumsegelung in zwei Etappen mit Stop in Sidney vollbrachte.

Gipsy Moth IV von Francis Chichester

Die zweite Yacht ist die 9,5m lange Suhaili von Robin Knox-Johnston, mit der er 1968 das erste Golden-Globe Race gewann.

Suhaili von Robin Knox-Johnston

Das rote Schiff schließlich ist die Jager von Dick Koopmans, dem Konstrukteur unserer Zora. Mit der Jager nimmt Koopmans regelmäßig sehr erfolgreich an vielen anspruchsvollen Offshore Regatten, wie dem Round-Britain Race und der Azores-and-back Wettfahrt teil. Robin Knox-Johnston, inzwischen 80 Jahre alt, ist gerade dabei die Suhaili zu besteigen und auch Dick Koopmans ist als einer der Organisatoren der Wettfahrt anwesend.

Jager von Dick Koopmans

Diese,  hören wir, ist die Jubiläumsveranstaltung zum 50. Jahrestag des ersten Golden-Globe Race von 1968. Später steigen wir zu Pendennis Castle hoch und sehen, die Wettbewerber am Horizont auf dem Weg nach Les Sables D´Olonnes verschwinden.

Wir selber machen uns am Nachmittag wieder auf und segeln bei Sonne und mitlaufender Tide nach Plymouth, das wir kurz vor Mitternacht erreichen. In der Dunkelheit tasten wir uns durch den Plymouth Sound und machen in der Queen Anne Battery Marina fest. Am nächsten Morgen erkunden wir dann das schöne Plymouth. Von hier wollen wir weiter zu den Kanalinseln.

 

 

Sunny Scilly

Am frühen Morgen des 10. Juni geht Zora in „The Cove“ im Süden der Insel St. Agnes vor Anker. St. Agnes gehört zu den Isles of Scilly, die etwa 35 Meilen vor Lands End im Atlantik liegen.

Zora vor Anker in „The Cover“ auf St. Agnes

Nach einer teilweise nebligen Nachtpassage von Brest, scheint die Sonne durch den Morgendunst und läßt grüne Hügel und graue Felsen im hellen Licht leuchten. Skipper und Crew sind trotz der teilweise durchwachten Nacht vom traumhaften Anblick und guten Wetter motiviert und wollen nach dem Frühstück gleich an Land. Dinghi und Außenborder kommen aus der Backskiste, wo sie seit Samaná sicher verstaut sind. Nachdem alles zusammengesteckt, aufgepustet und ausgerüstet ist, bringt das kleine Schlauchboot, abgeladen bis an die Grenze seiner Tragfähigkeit, alle vier Herren trockenen Fußes an Land.
Das türkisblaue Wasser weckt Erinnerungen an die Tropen, aber die Temperatur ist nordisch. Wer jetzt noch nicht wach ist, wird es spätestens, nachdem er an den strahlendweißen Sandstrand gewatet ist. Der Weg führt um die Insel herum zwischen Hecken und unter Bäumen hindurch. Die Vögel singen und überall am Wegrand blühen die Blumen. Die riesigen Blüten der Yuccapalmen verströmen einen betörenden Duft.

Yuccapalmen auf den Scillies

Von den Hügeln schweift der Blick über ein Labyrinth aus Felsen und Inseln. Ganz im Westen streckt der westlichste Leuchtturm in der Kanalansteuerung, Bishop´s Rock, seine hohe Silhouette in den Himmel. Die pure Schönheit dieser Inselwelt betört.


Auf der Westseite von St. Agnes bei der Torytown Farm gibt es dann zum ästhetischen Genuss den passenden leiblichen dazu: Eiscreme, hergestellt mit der Milch der glücklichsten Inselkühe auf dem Planeten. Jörg ist begeistert, bestellt gleich einen ganzen Container und läßt ihn in Windeseile verschwinden. Die Anderen benügen sich mit Kugeln in Waffeln.

Torytown Farm Icecreme

Der weitere Rundgang führt vorbei am Coast Guard Café, wo es Snacks mit Blick über die Insel und den Atlantik gibt. Diskussionen entbrennen, ob man das Café besuchen, Essen kochen, das lokale Pub besuchen und/oder Schwimmen gehen soll. Nach einiger Diskussion und der bestürzenden Erkenntnis, dass die Zeit nicht für alles ausreicht, einigen wir uns auf Schwimmen, Essen und Pub in dieser Reihenfolge. Das Schwimmen im klaren kalten Wasser fällt je nach Konstitution und Ausrüstung länger oder kürzer aus. Jörg mit Neoprenanzug hält am längsten durch ud schrubbt sogar den Rumpf, der bereits wieder anfängt Algen anzusetzen.
Dann zaubert Markus eine köstliche Bolognese und im Anschluß sitzen wir mit kurzen Hemden im Turks Head und trinken Turks Ale. Der Abend wird dann aber nicht sehr lange, denn die Müdigkeit nach der durchsegelten Nacht fordert schließlich ihren Tribut.
Am nächsten Morgen ist das Wetter immer noch sonnig. Allerdings hat ein kräftiger Nordwind eingesetzt. Der Skipper meint, dass die Bucht auf St. Agnes eventuell bei Hochwasser ungemütlich werden könnte, denn der nach Norden schützende Strand wird dann überspült. Deshalb verholen wir in den nahegelegenen Porth Cressa auf der Insel St. Mary´s. Diese Bucht ist der ideale Ankerplatz bei nördlichen Winden und entsprechend ist es dort auch schon deutlich voller als auf St. Agnes. Selbst am frühen Morgen ist es nicht einfach einen geeigneten und sicheren Ankerplatz zu finden. Nach drei Anläufen gelingt aber auch dies und es kann in Ruhe gefrühstückt werden.
Leider hat sich Tyll einen Infekt mit Kopfweh und Übelkeit eingefangen und bleibt deshalb an Bord, während der Rest an Land Fahrräder für eine Inseltour mietet.

Fahrradtour auf St. Mary´s, Isles of Scilly

Auf wenig befahrenen Straßen, Schotterwegen und Trampelpfaden umrunden wir die Insel, genießen die Ausblicke, mache unzählige Fotos und landen schließlich im Café Carvean und vertilgen Cornischen Cream Tea mit Scones und Clotted Cream. Der Besuch des Weinguts im Holy Vale muss dann allerdings ohne Weinprobe stattfinden, denn aller Wein dort ist ausgetrunken und im Jahr 2017 gab´s keinen neuen. Offensichtlich ist es auf den Isles of Scilly nicht immer sonnig und warm!
Am folgenden Morgen ist es zwar immer noch sonnig, aber der Wetterbericht läßt erkennen, dass ein kräftiges Tief mit viel Wind aus Westen naht. Unter solchen Bedingungen kann man auf den Isles of Scilly nicht bequem und sicher liegen. Schwerer Schwell läuft dann zwischen die Inseln und macht die Ankerplätze „untenable“, wie es die Engländer ausdrücken. Dieser Dienstag sollte aber noch sicher sein. Zora bleibt an ihrem sicheren ruhigen Ankerplatz und die vollständige Crew inklusive Tyll nimmt eine der Fähren hinüber zur Insel Tresco. Die Zeit bis zur Rückfahrt am Nachmittag reicht für eine gemütliche Inselrunde mit Kaffee im Ruin Beach Café. Schade, dass Wetter und Zeit nicht noch einen Abstecher mit Boot in den „New Grimsby Sound“ zwischen Tresco und Bryher erlauben, denn das sieht sehr verlockend aus. Etwas wehmütig machen wir uns mit der Fähre wieder auf den Rückweg und dann sogar rechtzeitig wieder am Porth Cressa um die Dusche im Keller der Tourist Information zu nutzen und mit Blick auf die Bucht Fish´n Chips zu verspeisen.
Der Abend ist bereits gebucht für die nächste Runde Doppelkopf! Diesmal, anders als am Tag zuvor, mit Punktezählung, nachdem langsam Konsens über die anzuwendenden Regeln hergestellt werden konnte. Am folgenden Morgen soll´s früh in Richtung Land´s End und Falmouth gehen, wo Zora auch bei starkem Westwind sicher liegen kann.

//WL2K Sunny Scilly

Am frühen Morgen des 10. Juni geht Zora in „The Cove“ im Süden der Insel St. Agnes vor Anker. St. Agnes gehört zu den Isles of Scilly, die etwa 35 Meilen vor Lands End im Atlantik liegen. Nach einer teilweise nebligen Nachtpassage von Brest, scheint die Sonne durch den Morgendunst und läßt grüne Hügel und graue Felsen im hellen Licht leuchten. Skipper und Crew sind trotz der teilweise durchwachten Nacht vom traumhaften Anblick und guten Wetter motiviert und wollen nach dem Frühstück gleich an Land. Dinghi und Außenborder kommen aus der Backskiste, wo sie seit Samaná sicher verstaut sind. Nachdem alles zusammengesteckt, aufgepustet und ausgerüstet ist, bringt das kleine Schlauchboot, abgeladen bis an die Grenze seiner Tragfähigkeit, alle vier Herren trockenen Fußes an Land. Das türkisblaue Wasser weckt Erinnerungen an die Tropen, aber die Temperatur ist nordisch. Wer jetzt noch nicht wach ist, wird es spätestens, nachdem er an den strahlendweißen Sandstrand gewatet ist. Der Weg führt um die Insel herum zwischen Hecken und unter Bäumen hindurch. Die Vögel singen und überall am Wegrand blühen die Blumen. Die riesigen Blüten der Yuccapalmen verströmen einen betörenden Duft. Von den Hügeln schweift der Blick über ein Labyrinth aus Felsen und Inseln. Ganz im Westen streckt der westlichste Leuchtturm in der Kanalansteuerung, Bishop´s Rock, seine hohe Silhouette in den Himmel. Die pure Schönheit dieser Inselwelt betört. Auf der Westseite von St. Agnes bei der Torytown Farm gibt es dann zum ästhetischen Genuss den passenden leiblichen dazu: Eiscreme, hergestellt mit der Milch der glücklichsten Inselkühe auf dem Planeten. Jörg begeistert, bestellt gleich einen ganzen Container nimmt und läßt ihn in Windeseile verschwinden. Die Anderen benügen sich mit Kugeln in Waffeln. Der weitere Rundgang führt vorbei am Coast Guard Café, wo es Snacks mit Blick über die Insel und den Atlantik gibt. Diskussionen entbrennen, ob man das Café besuchen, Essen kochen, das lokale Pub besuchen und/oder Schwimmen gehen soll. Nach einiger Diskussion und der bestürzenden Erkenntnis, dass die Zeit nicht für alles ausreicht, einigen wir uns auf Schwimmen, Essen und Pub in dieser Reihenfolge. Das Schwimmen im klaren kalten Wasser fällt je nach Konstitution und Ausrüstung länger oder kürzer aus. Jörg mit Neoprenanzug hält am längsten durch ud schrubbt sogar den Rumpf, der bereits wieder anfängt Algen anzusetzen. Dann zaubert Markus eine köstliche Bolognese und im Anschluß sitzen wir mit kurzen Hemden im Turks Head und trinken Turks Ale. Der Abend wird dann aber nicht sehr lange, denn die Müdigkeit nach der durchsegelten Nacht fordert schließlich ihren Tribut. Am nächsten Morgen ist das Wetter immer noch sonnig. Allerdings hat ein kräftiger Nordwind eingesetzt. Der Skipper meint, dass die Bucht auf St. Agnes eventuell bei Hochwasser ungemütlich werden könnte, denn der nach Norden schützende Strand wird dann überspült. Deshalb verholen wir in den nahegelegenen Porth Cressa auf der Insel St. Mary´s. Diese Bucht ist der ideale Ankerplatz bei nördlichen Winden und entsprechend ist es dort auch schon deutlich voller als auf St. Agnes. Selbst am frühen Morgen ist es nicht einfach einen geeigneten und sicheren Ankerplatz zu finden. Nach drei Anläufen gelingt aber auch dies und es kann in Ruhe gefrühstückt werden. Leider hat sich Tyll einen Infekt mit Kopfweh und Übelkeit eingefangen und bleibt deshalb an Bord, während der Rest an Land Fahrräder für eine Inseltour mietet. Auf wenig befahrenen Straßen, Schotterwegen und Trampelpfaden umrunden wir die Insel, genießen die Ausblicke, mache unzählige Fotos und landen schließlich im Café Carvean und vertilgen Cornischen Cream Tea mit Scones und Clotted Cream. Der Besuch des Weinguts im Holy Vale muss dann allerdings ohne Weinprobe stattfinden, denn aller Wein dort ist ausgetrunken und im Jahr 2017 gab´s keinen neuen. Offensichtlich ist es auf den Isles of Scilly nicht immer sonnig und warm! Am folgenden Morgen ist es zwar immer noch sonnig, aber der Wetterbericht läßt erkennen, dass ein kräftiges Tief mit viel Wind aus Westen naht. Unter solchen Bedingungen kann man auf den Isles of Scilly nicht bequem und sicher liegen. Schwerer Schwell läuft dann zwischen die Inseln und macht die Ankerplätze „untenable“, wie es die Engländer ausdrücken. Dieser Dienstag sollte aber noch sicher sein. Zora bleibt an ihrem sicheren ruhigen Ankerplatz und die vollständige Crew inklusive Tyll nimmt eine der Fähren hinüber zur Insel Tresco. Die Zeit bis zur Rückfahrt am Nachmittag reicht für eine gemütliche Inselrunde mit Kaffee im Ruin Beach Café. Schade, dass Wetter und Zeit nicht noch einen Abstecher mit Boot in den „New Grimsby Sound“ zwischen Tresco und Bryher erlauben, denn das sieht sehr verlockend aus. Etwas wehmütig machen wir uns mit der Fähre wieder auf den Rückweg und dann sogar rechtzeitig wieder am Porth Cressa um die Dusche im Keller der Tourist Information zu nutzen und mit Blick auf die Bucht Fish´n Chips zu verspeisen. Der Abend ist bereits gebucht für die nächste Runde Doppelkopf! Diesmal, anders als am Tag zuvor, mit Punktezählung, nachdem langsam Konsens über die anzuwendenden Regeln hergestellt werden konnte. Am folgenden Morgen soll´s früh in Richtung Land´s End und Falmouth gehen, wo Zora auch bei starkem Westwind sicher liegen kann.